Von Saniya Patel
Auch wenn inzwischen mehr als deutlich geworden ist, dass der Klimawandel real ist und Menschen in allen Teilen der Welt betrifft, wird seine komplexe Beziehung zur Migration in der öffentlichen Darstellung oft zu stark vereinfacht. Um Schüler*innen für dieses Thema zu sensibilisieren, haben wir vor kurzem zwei aufeinanderfolgende Workshops am Campus Rütli Gymnasium in Berlin-Neukölln abgehalten, in denen es darum ging, die Gründe für Migration und den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration zu verstehen. Die beiden interaktiven Workshops wurden von der Mitbegründerin von Migration Matters, Sophia Burton, der Forscherin Julia Stier vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Klimawissenschaftler Adam Levy für eine Gruppe von 13 Schüler*innen im Alter von 17-18 Jahren im Englischunterricht durchgeführt.
Die Workshops zielten darauf ab, die zahlreichen (und oft multikausalen) Gründe für die Migration von Menschen zu erforschen und den Schüler*innen den Klimawandel als treibende Kraft für die Migration und als „Bedrohungsmultiplikator“ für andere Migrationsgründe näherzubringen. Letztlich ging es uns darum, eine Diskussion über dieses wichtige Thema anzuregen, damit die Schüler*innen sich der aktuellen Narrative bewusst werden und auf nuanciertere Weise dazu beitragen können.
Am ersten Tag begannen Sophia Burton und Julia Stier mit den Grundlagen und baten die Schüler*innen, zu erraten, wie viel Prozent der Weltbevölkerung internationale Migrant*innen ausmachen. Wie bei den meisten Menschen bewegten sich die Schätzungen der Schüler*innen zwischen 10% und 76%. Sie waren schockiert, als sie später erfuhren, dass die tatsächliche Zahl nur 3,6% beträgt und dass weniger als 1% Geflüchtete sind, sondern die Suche nach Arbeit der Hauptgrund für Migration ist. Während des Workshops diskutierten die Schüler*innen auch über die Gründe für die Migration und kategorisierten die Migrationsmotive, wobei sie sich vor allem auf das Konzept der Multikausalität bzw. der multiplen Gründe für die Migration konzentrierten.
Am zweiten Tag führten Sophia Burton und Adam Levy von Climate Adam die Schüler*innen in das Thema der klimabedingten Migration ein. Die erste Aktivität war ein Ice Breaker: Bilder von vier verschiedenen Klimakatastrophen wurden auf die Tafel projiziert, und in kleinen Gruppen sollten die Schüler*innen erraten, um welche Katastrophe es sich handelte und wo sie sich ereignete. Der Grundgedanke war, sie mit dem Konzept der „langsamen“ und „schnellen“ Ereignisse vertraut zu machen und zu zeigen, was in die jeweilige Kategorie passt. Dies führte zu ausführlichen Diskussionen in den Gruppen, die jedes Bild studierten und über die dargestellten Ereignisse debattierten. Die Namen der Ereignisse wurden zuvor an die Tafel geschrieben. Diese Aktivität stammt aus dem Modul zum Thema Klimawandel und Migration von Teaching Immigration in European Schools (TIES) und ist für Lehrkräfte frei verfügbar.
Als wir zur nächsten Aktivität übergingen, waren wir beeindruckt, wie oft die Schüler*innen Verbindungen zu den am Vortag behandelten Themen herstellten. Für diese Aktivität haben wir unser Video „Gibt es einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration?“ gezeigt und den Schüler*innen Begriffe wie „multikausal“, „Wahrnehmung“, „Bedrohung“ und „unumkehrbar“ vorgestellt, um sie mit dem im Video verwendeten Vokabular vertraut zu machen.
Bei der dritten Aktivität haben wir das Video „Was können wir von den Fischern im Senegal lernen?“ gezeigt, in dem die Schüler den Begriff „gefährdet“ kennenlernen und erfahren, was er im Zusammenhang mit umweltbedingter Migration bedeutet. Die Schüler*innen haben sich voll und ganz auf das Video eingelassen und waren in der Lage, die wichtigsten Punkte, die darin behandelt werden, zu erkennen. Wir waren erfreut zu sehen, dass einige Schüler*innen diese Punkte auch in der nächsten Aktivität ansprachen.
Das Zeichnen war die letzte und vielleicht auch die spaßigste Aufgabe für die Schüler*innen, da sie ihre Kreativität unter Beweis stellen konnten. Die Schüler*innen wurden in drei Gruppen eingeteilt und hatten 15 Minuten Zeit, um den komplexen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration anhand der Konzepte aus dem Video auf Papier zu bringen. Sie wurden dann gebeten, ihre Zeichnungen zu präsentieren, die von Mind Maps bis hin zu Bildern wie Straßen, der Sonne und Wellen reichten. Eine Gruppe zeichnete eine Ente, um die Wanderung der Fische in der Gegend von Guet N’dar im Senegal darzustellen, wie sie im Migration Matters Video gezeigt wird, und weshalb die lokalen Fischer dazu in nahegelegene Gebiete abwandern. Eine andere Gruppe brachte die Gründe für die Migration mit dem Klimawandel in Verbindung, indem sie das Konzept der langsamen und schnellen Ereignisse wieder aufgriff. Ein wichtiges Detail in ihrer Zeichnung war, dass sie diese Verbindung mit einer verschnörkelten Linie darstellten. Damit haben sie einen entscheidenden Punkt angesprochen, nämlich dass der Klimawandel zwar Auswirkungen auf die Migration hat, es aber schwierig ist, eine direkte Verbindung zwischen beiden herzustellen.
Vielen Dank an Eva Degler, die Lehrerin der Schüler*innen, für die Einladung, diese Workshops abzuhalten. Diese Workshop-Reihe wird vom Freundeskreis des WZB (Sozialwissenschaftliches Zentrum Berlin) und der Deutschen Postcode Lotterie unterstützt. Wenn du daran interessiert bist, einen Workshop an deiner Schule zu veranstalten, kontaktiere uns unter team@migrationmatters.me und gib „Schulworkshop“ als Betreff an.