Im Sinne des Dialogs und der Verständigung veranstalteten wir kürzlich unseren zweiten Workshop der Projektreihe „Forschung trifft Schule“ an der Freien Waldorfschule Berlin Südost, der mit dem „Tag der Courage“ der Schule zusammenfiel. An diesem Tag engagierte sich die Schule im Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, einer Initiative, die Schüler*innen befähigen soll, sich gegen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung einzusetzen.
Trotz der relativ geringen Zahl von Schüler*innen mit Migrationshintergrund an der Freien Waldorfschule setzt sich die Einrichtung engagiert dafür ein, ein rassismusfreies Lernumfeld zu schaffen – oder wie sie es ausdrücken, eine Schule „gegen“ Rassismus, denn unsere Gesellschaften sind nie frei von Rassismus. Gemeinsam mit der Lehrerin Jana Blöchle und der Migrationsforscherin Julia Stier vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) haben wir mit 25 Schüler*innen der 10. bis 12. Klasse über das Zusammenspiel von Rassismus, Migration und Identität nachgedacht und diskutiert.
Unsere interaktive Sitzung begann mit einer Übung zur Selbstreflexion, bei der die Schüler*innen gebeten wurden, ihre Identität mit drei Worten auf einem Post-it-Zettel zu beschreiben. Die meisten Schüler*innen konzentrierten sich auf Persönlichkeitsmerkmale und nicht auf körperliche Merkmale. Die Teilnehmer*innen untersuchten die Beschreibungen der anderen und dachten über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede innerhalb ihrer Gruppe nach, was zu einer allgemeineren Diskussion darüber führte, wie die Wahrnehmung von außen unser Selbstbild prägt.
Wir erweiterten die Diskussion durch die Präsentation von Videos aus unserer Reihe „Ich bin Europäer*in: Junge Migrant*innen teilen ihre Geschichten“. Dies veranlasste die Schüler*innen dazu, sich mit Perspektiven zu befassen, die für sie oft neu waren – von einer Vietnamesin im Vereinigten Königreich bis zu einer Finnin in Deutschland – und zu erkennen, dass sich ihre Erfahrungen von denen derjenigen mit Migrationshintergrund oder -geschichte erheblich unterscheiden können.
In kleineren Gruppen setzten sich die Schüler*innen mit Themen wie dem Wesen der Identität, den Auswirkungen von Diskriminierung und Rassismus und dem Gefühl der Zugehörigkeit innerhalb einer Gemeinschaft auseinander. Sie beschäftigten sich mit Fragen wie: Welche Maßnahmen können Diskriminierung bekämpfen, wie kann man Migrant*innen besser unterstützen und wer definiert letztendlich die Zugehörigkeit – ist es die Gesellschaft, die Politik oder etwas anderes?
Das Engagement der Schüler*innen war spürbar, denn sie erkannten, dass Fortschritte im Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus notwendig sind. Eine Reflexion eines Schülers brachte die Stimmung des Tages auf den Punkt: „Migration ist die Zukunft. Wir brauchen mehr Bildung in den Schulen und zwischen den Generationen“. Wir hoffen, dass unsere Workshop-Reihe und unsere Videos, wenn auch als erster Anfang, dazu beitragen, das Bewusstsein und die Empathie zu schärfen und einen differenzierten Dialog zu eröffnen.
Mit diesen Workshops wollen wir das Gespräch fortsetzen und das Verständnis der Schüler*innen für diese wichtigen gesellschaftlichen Themen erweitern. Mit Unterstützung der Freunde des WZB (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) und der Landeszentrale für politische Bildung (LPB) widmen wir uns mit der Reihe „Forschung trifft Schule – neue Perspektiven auf Migration und Integration“ der Gestaltung einer informierten und integrativen Zukunft. Wenn du daran interessiert bist, einen Workshop für deine Schüler*innen zu veranstalten, kontaktiere uns gerne unter team[at]migrationmatters.me.
Alle Migration Matters-Videos sind auf YouTube frei verfügbar und können für nicht-kommerzielle Zwecke wie Schulworkshops, Schulungen, Konferenzen und ähnliche Veranstaltungen genutzt werden.